Opening:
16 September 2016, 6 - 9 PM
BERLIN ART WEEK 2016
KÖNIG GALERIE
St. Agnes | Chapel
Alexandrinenstr. 118-121
10969 Berlin
Shopping windows steeped in aura, high-luster sculptures many
meters high, mysterious settings – in his work, Andreas Schmitten engages in a
play with the fetishized world of things. The tempting allure of an iridescent
world is stripped of any functionality in Schmitten's work. The spectator is
engaged in a process of immersive consumption. Drawn in by consciously
implemented strategies of staging, he is ultimately confronted with a void and
forced to rely on himself and his own perception.
The larger-than-life
sculptural installation “Prop No. 3,” gleaming in red and white, rises like an
altar. Enclosed by a brightly illuminated encasing, it structures the room like
a scenery that has yet to be defined. The basin-like shapes at the foot of the
sculpture seem distorted, as if reflected in a fun-house mirror, making the
work appear unreal and timeless. Difficult to grasp in its opulence and its
high gloss material, it stages a space that leaves location, time and function
undefined.
There are two figures in a glass cabinet. The object on the left
gestures towards various possible means of utilization, ranging from stoup to
urinal. The hinted-at, abstract head, directly connected to the pool
construction, appears alienating. The head is turned towards a second object.
This figure too is reduced to an abstract, geometric design vocabulary which
rather veils than reveals meaning. The two objects are framed by a background
that looks like a closed theater curtain and that negates any and all outlooks
and contexts.
The mysterious figures and settings remind us of the known, yet
resist direct associations and leave us with a feeling of fascination and
distancing coolness. They cause confusion and visibility beyond the standard
perspectives and consumption habits. Which mechanisms of perception are
directly or subconsciously addressed and via which forms and structures are
they made visible? The first luring appeal yields to the realization that it is
still possible for art to not be oriented towards function, utility, worth or
efficiency. Thus, the works on display repeatedly oscillate between engaging
catharsis and Brechtian distancing effect. What is staged is the staging
itself.
Text: Janine Blöß
Andreas Schmitten
(b. Mönchengladbach, 1980) lives and works in Düsseldorf, where he graduated
from the Kunstakademie in 2012 as a master student of Georg Herold. His works
have been presented in solo exhibitions at Galerie Linn Lühn, Cologne (2014),
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf (2013) and Kunstmuseum Bonn (2012). Recent group
exhibitions include Osthaus Museum, Hagen (2016), Museum Kunstpalast, Düsseldorf
(2016) and Philara Sammlung zeitgenössischer Kunst, Düsseldorf (2016). Andreas
Schmitten will present a solo exhibition at Museum Kurhaus Kleve early 2018.
Auratisierte Schaufenster, meterhohe Hochglanz-Skulpturen und verrätselte Settings – Andreas Schmitten greift in seinem Werk das Spiel mit der fetischisierten Dingwelt auf. Der verlockende Reiz einer schillernden Welt, hat sich in Schmittens Werk von jeglicher funktionalen Nutzung befreit. Der Betrachter gerät in einen Prozess des „immersiven Konsumierens“. Hineingezogen mit bewusst angelegten Inszenierungsstrategien wird er aber letztlich mit einer Leerstelle konfrontiert und auf sich selbst und seine Wahrnehmung zurückgeworfen.
Wie ein Altar erhebt sich die überlebensgroße, weiß-rot glänzende skulpturale Installation „Prop No. 3“. Umschlossen von einer hell erleuchteten Rückwand strukturiert sie den Raum wie ein noch näher zu definierendes Bühnenbild. Die beckenartigen Formen am Fuße der Skulptur wirken wie durch einen Zerrspiegel nach oben gezogen und lassen die Arbeit unwirklich und zeitlos erscheinen. Kaum greifbar in ihrer Opulenz und der Hochwertigkeit des Materials inszeniert sie einen Raum, der Ort, Zeit und Funktion offen lässt.
In einer Vitrine befinden sich vordergründig zwei Figuren. Das linke Objekt verweist auf verschiedenste Nutzungsformen, deren Interpretationsmöglichkeiten von Weihwasserbecken bis Urinal reichen. Befremdlich wirkt der abstrakt angedeutete Kopf, der mit der Beckenkonstruktion unmittelbar verbunden ist. Der Kopf wendet sich einem zweiten Objekt zu. Auch diese Figur ist reduziert auf eine abstrakte, geometrische Formsprache, die eher Bedeutungen verschleiert als offenbart. Eingerahmt werden beide Objekte von einem Hintergrund, der sich wie ein geschlossener Bühnenvorhang aufbaut und jegliche Ausblicke und Kontexte negiert.
Die verrätselten Figuren und Settings erinnern zunächst an Gewohntes, weisen aber direkte Assoziationen ab und hinterlassen ein Gefühl von Faszination und abweisender Kühle. Sie sorgen für Irritationen und Sichtbarmachung jenseits der alltäglichen Seh- und Konsumgewohnheiten. Welche Mechanismen der Wahrnehmung werden gezielt oder unbewusst angesprochen und durch welche Formen und Strukturen werden sie sichtbar? Die erste verführerische Anziehung weicht der Erkenntnis, dass es der Kunst nach wie vor erlaubt ist, nicht nach Funktion, Nutzen, Wert oder Effizienz ausgerichtet zu sein. Die gezeigten Arbeiten changieren daher immer wieder zwischen einnehmender Katharsis und Brechtschem Verfremdungseffekt. Inszeniert wird die Inszenierung selbst.
Text: Janine Blöß
Andreas Schmitten (geb. Mönchengladbach,
1980) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte an der Kunstakademie
Düsseldorf, wo er 2012 seinen Meisterschüler von Georg Herold erhielt. Im
Rahmen von Einzelausstellungen wurden seine Arbeiten in der Galerie Linn Lühn, Köln
(2014), in der Kunstsammlung NRW, Düsseldorf (2013) und im Kunstmuseum Bonn
(2012) präsentiert. Zuletzt nahm er in Gruppenausstellungen im Osthaus Museum,
Hagen (2016), im Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2016) und in der Sammlung
Philara, Düsseldorf (2016) teil. Andreas Schmitten wird Anfang 2018 eine
Einzelausstellung im Museum Kurhaus Kleve präsentieren.