For more information and images please contact rachel@koeniggalerie.com or telephone +49 30 261 030 822. KÖNIG GALERIE is open Tuesday through Sunday, 11am-6pm and by appointment.
KÖNIG GALERIE freut sich, eine Einzelausstellung des New
Yorker Künstlers Daniel Turner zu präsentieren.
Das Skulpturenpaar Britannica (2012) steht beunruhigend
reglos vor uns. In die Oberfläche – das neutrale Gelb ist abweisend, beinahe
aggressiv stumpf – sind Edelstahl-Spülbecken mit Wasserhähnen eingelassen,
deren elegante Linien erkennbar noch nie von Menschenhand berührt wurden. Die
schmucklosen Objekte in Gestalt einer Kücheneinrichtung lassen nicht nur an das
häusliche Umfeld, sondern auch an öffentliche Einrichtungen oder landwirtschaftliche
Produktionsstätten denken. Mit ihren präzise gewählten Dimensionen bringen die
beiden Einheiten auf ganz eigene Weise die Normierung der Welt im Zeitalter der
Massenproduktion zur Darstellung. Im Inneren jedes Beckens verweist eingetrocknetes
Material aus ungefiltertem Brackwasser auf eine Geologie des Anthropozän.
Neben Britannica wird Turner R-2271 (2015) zeigen, dem
Anschein nach eine Heftmappe, deren gesamtes Innenleben entfernt wurde: ein
Objekt, das das Ende seiner regelmäßigen Handhabung überlebt hat. Das malerisch
anmutende Werk scheint all dem Raum geben zu wollen, was wir systematisch
einzuordnen pflegen: Aufzeichnungen, Namen und Tatsachen, Kataloge, ja ganze
Bibliotheken. Aber alles, was hier für einen Benutzer zweckdienlich wäre, ist
weggefallen. Die Ringe, auf der die Funktion der Mappe beruht, wurden
herausgelöst. Es bleibt nichts als eine ramponierte und augenscheinlich
inhaltsleere Grundlage.
Die Arbeiten zeigen die Merkmale vertrauter Gegenstände und
verweisen doch gleichsam über sich hinaus auf die Zusammenhänge, aus denen sie
entstanden sind. Sie sind nicht plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Dennoch
strahlen sie gerade in ihrer Materialität eine gewisse Abwesenheit aus. Im
Spannungsfeld zwischen ihnen bildet sich eine Aura ähnlich der angespannten
Stimmung in einem Wartezimmer. Verbunden sind die beiden Objekte durch einen
Umstand, der sie übersteigt und zugleich ihr Erscheinungsbild beschreibt. Aus
dieser Unheimlichkeit erwächst eine Entfernung. Solche „Distanz“ – das Gefühl,
dass etwas sich uns beständig entzieht – ist vielleicht gerade die dynamische
Aporie, in der eine Verschiebung stattfinden kann: in der unsere Sinne neue
Wege erschließen.
Daniel Turner wurde 1983 in Portsmouth, Virginia, geboren
und lebt und arbeitet derzeit in New York. Seine Arbeiten waren in den letzten
Jahren in mehreren Einzelausstellungen zu sehen: ‚Daniel Turner‘ in der Chinati
Foundation, Marfa, Texas (2014), ‚PM‘ in der Team Gallery, New York (2014), und
‚2 220‘ bei Objectif Exhibitions, Antwerpen (2014). Außerdem beteiligte er sich
an Gruppenausstellungen wie ‚Freezer Burn‘ bei Hauser & Wirth, New York
(2014), ‚Art Unlimited‘ bei der Art Basel (2014), ‚Clear‘ in der Gagosian
Gallery, Los Angeles (2014), ‚Éclat Attraction de la Ruine‘ an der Université
Sorbonne Nouvelle, Paris (2014), und ‚L’Exposition d’un Film‘ im Centre d’Art
Contemporain / Fondation Arditi, Genf (2014). Turner war 2009–2010 Gastdozent an der New York
University und gewann drei Virginia Museum of Fine Arts Fellowships (2005, 2006
und 2008). Es liegen mehrere Monografien über seine Werke vor.
Zeitgleich mit der Ausstellung erscheint Turners neues
Buch, Marjorie, im Verlag Études Studio. Eine handsignierte Sonderauflage des
Bandes wird bei der Ausstellungsvorschau erhältlich sein.